Personal

Kardiologische Astronauten: Teams der Kardiologie auf Trainingsmission im Weltall

Wie treffen Teams in Krankenhäusern unter Zeitdruck und anderen herausfordernden Arbeitsbedingungen gute Entscheidungen und setzen diese dann auch erfolgreich um? Im St. Marien Hospital in Lünen trainieren die Mitarbeitenden aus dem ärztlichen Dienst und dem Funktionsdienst der Kardiologie diese Fähigkeiten gezielt mit dem Hospital LAB in einer Raumschiff-Simulation.

Dem voraus ging die Analyse der besonderen Anforderungen und Herausforderungen, die insbesondere die interventionelle Kardiologie an Mitarbeitende, Führungskräfte und Teams stellen. Dabei wurde schnell klar, dass die medizinisch fachlichen Kompetenzen in den meisten Situationen nur dann erfolgreich eingesetzt werden können, wenn die Leistungsfähigkeit und Limitierungen von Menschen bekannt sind, jederzeit eine stimmige situative Wahrnehmung gewährleistet ist sowie Kommunikation und Entscheidungsfindung im Team systematisch ablaufen.

Prof. Dr. Christian Perings

Chefarzt Medizinische Klinik I

KLW St. Paulus Gesellschaft Lünen/Werne

Energieversorgung sicherstellen, Satelliten aussetzen und dabei nicht in ein Asteroidenfeld einfliegen – Spannung wie im Herzkatheterlabor

Raumschiff-Simulation im Hospital LAB

Das Hospital LAB ist eine digitale Methode für systematisches Verhaltenstraining und stützt sich auf Know-how aus dem Hochleistungsmanagement, High-Reliability-Organisationen (HRO) und dem agilen Projektmanagement. Die Teilnehmenden tauchen über eine Echtzeit-Computersimulation in ein spannendes Abenteuer im Weltall ein.

In den Simulationen wurden Komplexität und Anforderungen sukzessive gesteigert. Bei der ersten Simulation war es noch ausreichend, die Energieversorgung des Raumschiffs aufrechtzuerhalten und dabei einige wenige zusätzliche Aufgaben zu meistern. Doch schon die zweite Simulation forderte die »kardiologischen Astronauten« deutlich mehr heraus und im vierten und letzten Durchgang wurde den Teilnehmenden noch einmal mehr abverlangt: Energieversorgung sicherstellen, Satelliten aussetzen und dabei nicht in ein Asteroidenfeld einfliegen – Spannung wie im Herzkatheterlabor.

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden ergaben übereinstimmende Einschätzungen zu wichtigen Aspekten und Ergebnissen des Trainings mit dem Hospital LAB. So wurde der in den Trainingsmissionen empfundene Stress als mit dem Stress klinischer Situationen vergleichbar empfunden. Gleichzeitig ermöglichte das LAB, spezifische Kommunikation, Führung und Aufgabenmanagement zu fördern, die Herausforderungen also erfolgreich zu bewältigen.

Hospital LAB

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digitale Methode für systematisches Verhaltenstraining
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Know-how aus Hochleistungsmanagement, High-Reliability-Organisationen (HRO) und agilem Projektmanagement
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fördert spezifische Kommunikation, Führung und Aufgabenmanagement
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Echtzeit-Computersimulation
eines spannenden Abenteuers im Weltall mit vier Schwierigkeitsstufen
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Drei Fragen an Prof. Dr. Christian Perings – Chefarzt der Medizinischen Klinik I im Marien Hospital Lünen

Ist das Training an einem »Raumschiff-Simulator« auf die Arbeit im Herzkatheterlabor übertragbar?

Ja, und zwar komplett. Es geht doch in beiden Settings nicht nur um fachliche, sondern auch um die sogenannten überfachlichen Kompetenzen. Nicht nur in Notfallsituationen, sondern auch im Routineablauf reicht es gerade in der komplexen Kardiologie nicht mehr aus, nur über die medizinischen Skills zu verfügen. Wir arbeiten tagtäglich in interdisziplinären Teams und da benötigt man umfassende weitere Kompetenzen, und zwar in allen Berufsgruppen und allen Hierarchieebenen.

 
Welche überfachlichen Kompetenzen sind das genau?

Nehmen wir das Herzkatheterlabor, hier geht es insbesondere um strukturierte Kommunikation im Team, die korrekte Wahrnehmung der aktuellen klinischen Situation, die Einschätzung der weiteren Entwicklung und natürlich auch um die klinische Entscheidungsfindung. Das alles soll in einem Umfeld ablaufen, das Wert auf die Sichtweisen aller Teammitglieder legt und die Mitarbeitenden auch zur Äußerung von Bedenken einlädt.

 
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse für Sie aus dem Simulationstraining?

Zunächst einmal, dass das Hospital LAB ermöglicht, alle erforderlichen überfachlichen Kompetenzen zu trainieren und dabei auch neu erlernte Techniken, wie beispielsweise »STAR – Stop Think Act Review«, direkt und erfolgreich anzuwenden. Im Unterschied zu anderen Trainingsmethoden konnten wir unsere Performance nach jeder Simulationsrunde nicht nur durch unsere persönliche Wahrnehmung oder auch die der beiden Trainer:innen evaluieren, sondern auch durch die während der Simulation gemessenen Parameter. Es ist äußerst hilfreich, wenn man Verbesserungen beispielsweise in der Erfüllung bestimmter Aufgaben und auch der Teamkoordination objektiv anhand von Messwerten belegen kann; das fördert die Leistungssteigerung, macht Spaß und motiviert ungemein.

 

 
 
Notfall- und Routinetraining
im Raumschiff-Simulator

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trainiert überfachlichen Kompetenzen und schnelles Anwenden neu erlernter Techniken
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bildet die hohe Komplexität des heutigen Arbeitens in interdisziplinären Teams und allen Hierarchieebenen ab
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objektive Evaluation nach jeder Simulationsrunde durch messbare Parameter
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hohe Leistungssteigerung und Motivation
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05 | 2023
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Prof. Dr. Christian Perings

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