Das Köpfchen ist schon zu sehen, aber die Mutter ist erschöpft. Sie klagt über Übelkeit und ihr Kreislauf fällt ab – eine brenzlige Situation, aber zum Glück nur eine Übung: Mit dem hochtechnisierten Geburtssimulator SimMom können seit April 2021 nicht nur angehende Hebammen Komplikationen wie diese täuschend echt im neuen Simulationskreißsaal des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses Speyer im Gebäude der Hebammenschule durchspielen.
Rund 150.000 Euro hat die Klinik in das in der Region einzigartige Projekt investiert: Zusätzlich zur Simulationspuppe der Firma Laerdal angeschafft wurden eine moderne Audio-Video-Anlage sowie eine komplette Kreißsaalausstattung. Weitere Kosten sind für den Umbau von zwei Räumen zur SIM-Station mit Steuerungszentrale hinzugekommen. Das Land Rheinland-Pfalz hat das Projekt mit 39.000 Euro gefördert.
Susanne Liebold
Referentin Unternehmenskommunikation
Diakonissen Speyer
Mit der SimMom optimal auf Hochrisikogeburten und Komplikationen vorbereiten
Simulationskreißsaal
»Mit der SimMom können sich unsere Geburtshilfeteams perfekt auf Hochrisikogeburten und Komplikationen bei der Geburt vorbereiten«, sagt Hebamme Raffaela Stefini, Koordinatorin des Simulationskreißsaals. Herzstück ist eine lebensgroße Puppe mit hochtechnologischem »Innenleben«, mit der sich wichtige Körperfunktionen rund um die Geburt simulieren lassen.
Steuerzentrale ist die SIM-Station, eine im Studio-Raum direkt neben dem Simulationskreißsaal untergebrachte Audio-Video-Anlage. Das Geschehen im Kreißsaal ist von hier aus durch eine Plexiglasscheibe einsehbar. Die Notfallszenarien können über die SIM-Station programmiert und im Simulationskreißsaal abgespielt werden. »So können wir beispielsweise die Herztöne des Kindes und die Vitalzeichen der Mutter einspielen«, erläutert Koordinatorin Raffaela Stefini.
Mit der fest installierten Kamera und drei mobilen Kameras kann das Training am Kreißbett oder der Gebärwanne aufgezeichnet werden. »Die Teilnehmenden schauen sich die Aufnahmen bei der Nachbesprechung an«, erzählt die Hebamme. Aus Datenschutzgründen würden die Filme sofort nach dem Training gelöscht, versichert sie.
Die SimMom kann realitätsnah schreien, sich übergeben und im Notfall intubiert werden. Das Baby und die Placenta lassen sich in jeder möglichen Lage im Mutterleib positionieren. Auch für Urin und Kunstblut zur Simulation von Blutungen ist im Bauchraum Platz.
»Neben den Hebammenauszubildenden und Mitarbeitenden des Diakonissen-Stiftungs-Krankenhauses können wir auch externes Fachpersonal wie Notärzte oder freiberufliche Hebammen schulen«, berichtet die Koordinatorin. Zudem profitieren Wiedereinsteigerinnen oder Hebammen aus Nicht-EU-Ländern vom praxisnahen, auch in Corona-Zeiten unproblematischen Lernen im Simulationskreißsaal. Für beide Gruppen bietet das trägereigene Bildungszentrum spezielle Kurse, die sie auf ihren Einsatz im erlernten Beruf vorbereiten.
ideal für
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Hebammenauszubildende
und Mitarbeitende
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externes Fachpersonal
wie Notärzte oder freiberufliche Hebammen
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Wiedereinsteigerinnen oder
Hebammen aus Nicht-EU-Ländern
Raffaela Stefini, Koordinatorin des Simulationskreißsaals
Dozentinnen Janina Scherer-Krappmann (links) und Bianka Reichel
Mama Natali: besonders bequem mobil nutzbar
© Fotos: Klaus Landry, Susanne Liebold, Corinna Müller-Erb
Mit der SimMom lassen sich sämtliche Körperfunktionen unter der Geburt realitätsnah üben
Für Koordinatorin Raffaela Stefini besonders praktisch: Die gesamte Ausstattung ist transportabel. »Obwohl alles hoch sensibel funktioniert, können wir SimMom und SIM-Steuerung in fünf Kästen verpacken und sicher transportieren«, erläutert sie. »So können beispielsweise Rettungssanitäter Geburten und den richtigen Umgang mit einer Gebärenden direkt im Rettungswagen üben.«
Eine Alternative für Trainings mit geringerem technischen Aufwand ist »Mama Natali«, eine Art Rucksack zum Auf-den-Bauch-Schnallen. »Hier trägt eine Schauspielerin das Baby im Geburtssimulator auf dem Bauch«, erklärt Hebamme Raffaela Stefini. »Mama Natali ist mobil besonders bequem nutzbar.« Erste Trainings hat sie schon ohne Kaiserschnitt überstanden ...
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hochsensible und funktionale Technik
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flexibel einsetzbar
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transportabel und sicher zu transportieren:
auch direkt einsetzbar für Schulungen von Rettungssanitätern im Rettungswagen