Eine völlig neue Dimension, ein Meilenstein der modernen Medizin – so empfinden es diejenigen, die das digitale Neuronavigationssystem im GLG Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde ausprobiert haben. Seit einer Woche wird es hier, in der Klinik für Neurochirurgie, angewendet. Damit nimmt das Krankenhaus eine Vorreiterrolle sogar im deutschlandweiten Vergleich ein. Das System ermöglicht die 3D-Projektion des Krankheitsbefundes im Raum. Der Operateur kann sich damit beispielsweise in ein dargestelltes Gehirn virtuell hineinbegeben und den zu operierenden Bereich von allen Seiten betrachten.
»Ein ungewöhnliches und faszinierendes Erlebnis. Ich habe es bereits im Klinikum Basel gesehen und freue mich sehr, dass wir diese hochmoderne Medizintechnik nun hier bei uns etablieren können«, kommentierte Dr. Steffi Miroslau ihre ersten Eindrücke. Sie ist die medizinische Geschäftsführerin der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit, zu der das Krankenhaus gehört, und war selbst viele Jahre Ärztin. Klinikchefarzt Dr. Stefan Schreiber hatte sie und weitere Beteiligte zu einer Erstpräsentation der neuen
Technik eingeladen.
Basis für diese Art der Bildgebung sind die fein geschichteten MRT-Daten des Patienten. Sie werden in das Navigationsprogramm übernommen, das daraus ein 3D-Modell erstellt. Wenn Dr. Stefan Schreiber die VR-Brille aufsetzt, öffnet sich ihm die so erzeugte virtuelle Realität. Er sagt: »Durch die Brille sieht der Neurochirurg nicht nur die Außenseite des Gehirns, er kann sich auch in das Gehirn des Patienten hineinbewegen und einen Krankheitsherd aus allen Richtungen betrachten. Nervenbahnen, Gefäße und wichtige Strukturen sind gestochen scharf in ihrer räumlichen Form erkennbar. Das erleichtert die Planung einer Operation und zum Beispiel die Entscheidung darüber, ob ein Geschwür insgesamt entfernt werden kann oder stattdessen bestrahlt werden muss.«
Andreas Gericke
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH
Nervenbahnen, Gefäße und wichtige Strukturen sind gestochen scharf in ihrer räumlichen Form erkennbar
Aus Dr. Stefan Schreibers Sicht ist das ein gewaltiger Fortschritt für die präoperative Planung. Auch die Patienten und ihre Angehörigen haben durch die in den Raum gestellten 3D-Modelle die Möglichkeit, den vorliegenden Befund und die Vorgehensweise des Arztes besser zu verstehen.
Im OP ist die Neuronavigation ein bereits etabliertes Verfahren. Hier werden keine VR-Brillen benutzt. Mit einem Pointer – einem Metallstift, den der Operateur am Kopf des Patienten ansetzt – kann live am Bildschirm angezeigt werden, wo sich ein entsprechend gewählter Punkt im Modell befindet. So hat der Arzt die Möglichkeit, den sichersten und kleinstmöglichen Zugang für die Operation zu wählen. Auch bei speziellen Wirbelsäulen-OPs werden die Eingriffe durch das Navigationssystem künftig sicherer und weniger invasiv.
Das Klinikum verfügt hier nun über ein System der allerneuesten Generation. Grundsätzlich werden Behandlungsentscheidungen in der Tumortherapie von mehreren Ärzten unterschiedlicher Fachdisziplinen gemeinsam getroffen. Am Onkologischen Zentrum des GLG Werner Forßmann Klinikums finden sich regelmäßig Spezialisten verschiedener medizinischer Bereiche und unterschiedlicher Standorte zu telemedizinischen Videokonferenzen zusammen. Auch in diese Beratungen fließen nun die hochpräzisen Daten der digitalen Neuronavigation ein.
Der Digitalisierungsprozess im Krankenhaus erfasst mit hoher Dynamik alle Bereiche
»Ich freue mich sehr, dass wir mit der Einführung dieses Systems einen weiteren Schritt auf dem Weg der umfassenden Digitalisierung zurücklegen konnten«, sagte der Landrat des Kreises Barnim, Daniel Kurth, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der GLG. Dr. Jörg Mocek, kaufmännischer GLG-Geschäftsführer, ergänzte: »Der Digitalisierungsprozess im Krankenhaus erfasst mit hoher Dynamik alle Bereiche – von medizinischen Geräten über die Verwaltung bis hin zur Neustrukturierung von Abläufen und der gesamten Kommunikation. Diese Innovation ist Teil unserer umfassenden Digitalisierungsstrategie.«