Im August 2014 startete das CLINOTEL-Projekt »Controlling Medizinischer Bedarf«. Ziel dieses Projektes ist es, ökonomische und medizinische Perspektiven miteinander zu vereinen und über Kostendaten medizinische Prozesse und insbesondere die Indikationsstellung für Untersuchungen und Therapie zu analysieren. Das Projekt wird daher gemeinsam von Referenten der Bereiche Ökonomie und Medizin der CLINOTEL-Geschäftsstelle betreut.
Die teilnehmenden Krankenhäuser benennen zunächst einen Projektverantwortlichen, meist aus dem Bereich Controlling oder Einkauf, sowie einen Verantwortlichen für die Datenlieferung. Mit diesen stimmen die zuständigen Referenten den Umfang der notwendigen Datenlieferung ab. Grundlage der Analyse sind die Kosten des Medizinischen Bedarfs im stationären Bereich bis auf die Artikelebene sowie die bei CLINOTEL schon vorhandenen Auswertungen auf Basis der Abrechnungsdaten der Mitgliedshäuser (Abbildung 1).
Olaf Kolzter
Projektleiter
CLINOTEL-Krankenhausverbund
In der ersten Phase werden die Daten mit den Verantwortlichen des Hauses auf Plausibilität geprüft. Ist die Datenvalidität gewährleistet, führt die CLINOTEL-Geschäftsstelle in der zweiten Projektstufe eine erste betriebswirtschaftliche Analyse auf Ebene des Gesamthauses durch: Den Kosten werden Informationen zu den Erlösanteilen für den Medizinischen Bedarf gegenübergestellt. Hieraus ergibt sich ein erster Eindruck, ob aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Handlungsbedarf besteht.
In dieser Analyse wird in der zweiten Phase weiter differenziert, wodurch die Kosten im Sachbedarf verursacht wurden. Mögliche Kostenarten sind zum Beispiel Arzneimittel, Blut, Verbrauchsmaterial, OP-Bedarf und Implantate. Fünf mögliche Handlungsfelder werden dabei analysiert (Abbildung 3).
Klinikum Bad Hersfeld
Antibiotic Stewardship:
Rationale Antibiotikatherapie als abteilungsübergreifendes Qualitätsziel zur Verbesserung der Verordnungsqualität
LAKUMED-Kliniken
Geburtshilfe, Gynäkologie:
Verstärkte Zusammenarbeit mit Beleg-Hebammen zur Intensivierung der Anleitung zum Stillen. Folge: Sachbedarf an Milchpumpen-Sets pro Geburt sinkt
Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer
Standardisierte Thromboseprophylaxe:
Vereinheitlichung von Heparin-Präparaten erzielt Kosteneinsparungen
Abbildung 1: Daten zur Analyse
Abbildung 2: Phasen im Controlling Medizinischer Bedarf
Abbildung 3: Handlungsfelder
In der dritten Phase wird die weitere Vorgehensweise in einem Strategiegespräch mit der Geschäftsführung des Mitgliedshauses festgelegt. In diesem Gespräch schildert die CLINOTEL-Geschäftsstelle transparent die Belastbarkeit der zugrunde liegenden Daten und mögliche rechnerische Einsparpotenziale. Das Mitgliedshaus legt fest, in welchem Maß diese rechnerischen Einsparpotenziale tatsächlich ausgeschöpft werden sollen.
Die Detaildiskussionen mit den Chefärzten führt wiederum die CLINOTEL-Geschäftsstelle. Hierbei stehen die medizinischen Inhalte und Prozessverbesserungen klar im Vordergrund. Um die Nachhaltigkeit der vereinbarten Maßnahmen sicherzustellen, werden diese Gespräche in einem Abstand von ungefähr sechs Monaten auf Basis aktueller Daten wiederholt.
Aktuell nehmen 27 Mitgliedshäuser am Projekt teil, in 11 Krankenhäusern werden bereits die Fachabteilungsgespräche geführt, teilweise schon in der zweiten und dritten Runde. Die übrigen Häuser befinden sich in unterschiedlichen Phasen des Projektes, je nachdem, wann der Einstieg und die Datenlieferungen erfolgten.
Abrechnung der Sachmittel korrekt und vollständig?
Grad der Standardisierung innerhalb der Fachabteilung oder des Hauses?
Kostengünstigere Alternative bei gleicher Qualität?
Indikationsstellung – und damit Menge verbrauchter Materialien?