Erfahrungen aus den ersten zweieinhalb Jahren Fundraising am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide zeigen, dass mit einer konsequenten und strategischen Herangehensweise gute Erfolge möglich sind. Wichtig ist, bei potenziellen Unterstützern wie Stiftungen und Unternehmen lokal zu handeln und möglichst konkrete Förderzwecke zu beschreiben.
Das Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide (KBR) zieht nach den ersten zweieinhalb Jahren ein positives Fazit aus seinen Fundraising-Aktivitäten. Im März 2020 wurde dort begonnen, mit eigener Kraft Fundraising zu betreiben, in Ergänzung zum bereits bestehenden Förderverein. Triebfeder war damals die Zuweisung des Versorgungsauftrages Kinder- und Jugendmedizin, der zum Jahresbeginn 2020 an das KBR wechselte, ohne dass eine Finanzierung für die nötigen Umbau- und Umzugsmaßnahmen gesichert war. So entschloss sich die Klinikleitung, zu versuchen, die Finanzierungslücke mithilfe von aktiver Spendeneinwerbung zu schließen. Dabei holte man zunächst eine Agentur ins Boot und stellte kurz darauf eine Fundraiserin ein, da die benötigte Summe die üblichen Spendenkapazitäten des Fördervereins deutlich überstieg.
Leider fiel der Start des KBR-eigenen Fundraisings mit dem Beginn der Covid-19-Pandemie zusammen. Dadurch war zunächst die Resonanz bei potenziellen Geldgebern sehr verhalten, da alle erst einmal die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten mussten, viele Unternehmen mit starken Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hatten und Stiftungen mit Blick auf den Finanzmarkt die Ausschüttungen pausierten.
Ausgangs- und Versammlungseinschränkungen sowie Besuchsverbot und Elektivstopp im KBR schränkten die Ansprachewege weiter ein. Nichtsdestotrotz gelang es, eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln, mit der das Fundraising gute Früchte für das Klinikum bringt und synergistisch in die gesamte Unternehmenskommunikation eingebunden ist.
Henning Meyer
Leiter Unternehmenskommunikation
Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide
Gamechanger: gezielte Ansprache für konkrete Projekte – lokal und regional vor Ort
Im Rückblick lassen sich aus den Erfahrungen einige Schlüsse ziehen: Als weniger zielführend erwies sich die Ansprache von Privatpersonen mit einem allgemein gehaltenen Spendenaufruf, zum Beispiel durch Postwurfsendungen. Die durchgeführten Mailings zeigten im Vergleich zum Aufwand zwar eine positive Bilanz, allerding war der Return on Investment relativ klein und nahm fortlaufend ab. Auch führten gerade die postalischen Spendenbitten zu Unverständnis und Beschwerden bei einigen Adressaten, da der Brief im eigenen Briefkasten als zu aufdringlich empfunden wurde.
Bezüglich initiativ eingehender Spendenangebote durch Privatpersonen wie auch durch Unternehmen und Vereinigungen hingegen ist ein zentrales Vorgehen von Nutzen, da sie die einzelnen Kliniken organisatorisch entlastet, die nötigen Informationen in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit und Compliance-Berichterstattung bündelt und, wie mehrfach am KBR erlebt, bei gutem Ablauf zu wiederholtem Spenden animiert.
Ebenfalls als positiv zeigte sich die Ansprache von Stiftungen für konkrete Förderprojekte. Denn nachdem der Aktionsradius des Fundraisings auf das gesamte Klinikum ausgeweitet wurde, konnten einige Projekte identifiziert werden, für die nach externer Unterstützung gesucht werden sollte und die sich für Förderanträge bei Stiftungen anboten. Dabei stellte sich heraus, dass die Anträge bei lokalen Stiftungen leichter zu bearbeiten waren und erfolgreicher verliefen.
Die in Bremerhaven ansässigen Stiftungen sind zwar nicht übermäßig üppig mit Geldmitteln ausgestattet, aber andererseits haben sie kleine Geschäftsstellen und überschaubaren Schriftverkehr, sodass es durchaus möglich ist, auch schon vor der Antragsstellung qualifizierte Gespräche über Vergabekriterien und aktuelle Förderschwerpunkte zu führen und so den Antrag optimal auf die jeweilige Stiftung abzustimmen.
So wurde über die Hälfte der gestellten Förderanträge des KBR bei lokalen Stiftungen mit einem positiven Förderbescheid belohnt. Aus diesen Antragsmitteln wurde zum Beispiel ein sensor-gestützter Gangteppich angeschafft oder das Engagement der Klinikclowns für die nächsten 18 Monate gesichert.
für unser Fundraising
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gezielte Ansprachen von Stiftungen für konkrete Förderprojekte
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Ausweiten des Aktionsradius auf das gesamte Klinikum
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Anträge bei lokalen Stiftungen erfolgreicher
Ein weiteres Werkzeug, das sich im Fundraising des KBR bewährt hat, ist eine konkrete, direkte und individuelle Ansprache von Unternehmen in Hinblick auf Sachspenden. Hierüber wurden zum Beispiel Tablet-Computer zur Beschäftigung von Kindern vor und während Operationen eingeworben – drei Unternehmen beteiligten sich – und die Stillzimmer auf den Wochenstationen und in der Neonatologie neu möbliert – zwei Unternehmen beteiligten sich.
Dabei ist es essenziell, dass die gewünschte Spende einen offenkundigen Vorteil bringt und dass sie perfekt zum Angebot des angesprochenen Unternehmens passt. Und auch hier zeigte sich wieder: Unternehmen, die in Bremerhaven oder der nahen Umgebung ansässig sind, waren sehr viel aufgeschlossener als Unternehmen, deren Präsenz hier nur eine von vielen Niederlassungen in einem bundes- oder weltweit agierenden Konzern darstellt.
Das Fundraising am KBR hat nicht nur reiche Erfahrungen gewonnen, sondern auch eine Vielzahl von Geld- und Sachspenden eingeworben. Das vielfältige Bildmaterial bietet zudem attraktives Material für die externe Kommunikation, sei es durch Pressemeldungen oder Beiträge in den Sozialen Medien. Somit stellt das Fundraising für das KBR inzwischen ein sinnvolles und nützliches Instrument dar.
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Stillzimmer Kinderklinik und Neonatologie
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Stofftiere, LEGO, Kinderwagen, Kindermöbel
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Stoffe für Nähdamen
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Frühchenkleidung durch Kleine Kämpfer
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Ganglabor, OP-Tablets,
Engagement der Klinikclowns
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Geldspenden
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